Sehr
geehrter Herr Klein,
wir
wenden uns heute erschüttert an Sie. Unsere Bestürzung nährt sich allerdings
nur zum Teil aus dem originären Anlass des von Ihnen verfassten Artikels.
Es darf unzweifelhaft als gesetzt gelten, dass Eltern und Kinder angstfrei an
einem Laternenumzug teilnehmen können müssen.
Ebenso
unstreitig ist es, dass viele Medienhäuser unter dem Strukturwandel der Branche
zu leiden und daher möglichst viel Content zu produzieren haben, um durch eine
hohe Klickzahl Werbeeinnahmen generieren zu können. Dieses Vorgehen ist auch
auf den Webseiten von journalistisch anspruchsvollen Angeboten
nachzuvollziehen. Und durchaus verständlich.
Deutlich
weniger verständlich und daher so bestürzend ist es hingegen, dass ein, im
Wortsinn, ausgezeichneter Journalist sich öffentlich so hanebüchen äußert.
Die
Argumentationslinie, die von
Fußballfans, die die Polizei binden, zu, daraus resultierend, schutzlosen
Kindern reicht, mag simplen Zeitgenossen einleuchten, Äquivalente der
politischen Ränder tun dies ebenso, wahr ist der Unsinn dennoch natürlich
nicht! Grundsätzlich nicht, erschwerend kommt zudem hinzu, dass am vergangenen
Wochenende aufgrund von Länderspielen nahezu keine relevanten Ligapartien
stattgefunden haben.
Selbst
wenn man ihren, dargelegt abstrusen, Gedanken zu Ende denken würde, man also
annähme, dass dutzende Polizisten frei wären, um Laternenumzüge zu schützen,
käme man unweigerlich zu dem Schluss, dass das konstatierte Problem dadurch
kaum wirksam angegangen würde. Ein Autofahrer, der in eine hell erleuchtete
Menschengruppe fährt, ließe sich wohl kaum von einem zusätzlichen Blaulicht von
seinem verqueren Tun abhalten.
Die
regelmäßig diskutierte Überprüfung der Vekehrstauglichkeit ab einem bestimmten
Alter, ist zudem ein Denkansatz, den es sich eher zu verfolgen gelohnt hätte.
Und ja,
es gibt Gewalt. In Deutschland. In Häusern, auf Straßen und auch im Umfeld von
Fußballspielen. Alle langfristigen Statistiken zeigen allerdings, dass die mit
dem Sport assoziierte Gewalt rückläufig ist. Dass es also utopische
Polizeiaufgebote braucht, sagt die Polizei selber. Ist das aber tatsächlich so?
Oder könnte man Ressourcen einsparen bzw. anders verwenden? Durchaus spannende
Fragen für einen Journalisten. Zumindest für einen, der etwas auf sich hält.
Es grüßt
herzlich
die
Fanhilfe Hannover