Nur eine Woche nach dem massiven Polizeieinsatz gegen Hamburger Fans im
Volksparkstadion kam es gestern beim Spiel von Hannover 96 gegen den SC
Freiburg erneut zu schweren Übergriffen von Polizisten auf Fußballfans.
Nachdem in den letzten Spielminuten im Gästeblock der Freiburger ein
Spruchband mit der Aufschrift "Kind muss weg!" präsentiert worden war,
stimmte der Oberrang und Teile des Unterrangs Gesänge mit selbigem
Inhalt an. Dies wurde von den umliegenden Blöcken mit Beschimpfungen,
Gesten und diversen Becherwürfen quittiert. Zudem versuchten einzelne
Personen aus dem Unterrang in den Oberrang zu gelangen.
Daraufhin positionierten sich behelmte Polizisten überhalb des
Oberrangs, was dazu führte, dass die Fans aus den Blöcken N16/N17 das
Stadion verlassen wollten. Die Treppenabgänge wurden dabei allerdings
durch die anwesenden Beamten versperrt. Aufgrund des zunehmenden Drucks
von Hinten und damit einhergehenden Platzmangels wurden einzelne Fans in
die Polizeiabsperrung gedrückt, woraufhin sie durch massiven Einsatz
von Schlagstöcken und Pfefferspray zurückgedrängt wurden. Im Zuge dessen
kam es zu vereinzelten Würfen von Gegenständen auf die eingesetzten
Beamten.
Durch den Polizeieinsatz kam es zu mehreren Verletzten. Eine Frau wurde
von Beamten geschubst, stürzte die Treppe herab und verlor dadurch sogar
kurzzeitig das Bewusstsein. Zudem sind der Fanhilfe Hannover diverse
Platzwunden und Verletzungen durch den Einsatz von Pfefferspray bekannt,
nach bisherigen Erkenntnissen erlitten zwei Fans Knochenbrüche.
Das weitere Verlassen des Stadions erfolgte ohne Zwischenfälle.
In der Nachschau bleibt fraglich, weshalb die Polizei den wie gewohnt
statt findenden Abfluss der Fanströme aus dem Oberrang blockiert hat.
Anstatt auf die sich dadurch anstauenden Massen deeskalierend
einzuwirken, wurde die Lage durch den unverhältnismäßigen Einsatz der
Beamten weiter zugespitzt. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen weder
Hintergründe für den unverhältnismäßigen Einsatz, noch die endgültige
Verletztenzahl fest.
Die Fanhilfe Hannover fordert zunächst alle Betroffenen auf, sich
Verletzungen durch einen Arzt attestieren zu lassen. Zudem sollten
Personen, die in nächster Zeit Mitteilung über ein eingeleitetes
Ermittlungsverfahren oder über ein Stadionverbot erhalten, einen
Rechtsbeistand oder die Fanhilfe Hannover kontakieren. In einzelnen
Fällen kann es auch sinnvoll sein, mit Hilfe eines Rechtsbeistands
Strafanzeige gegen die eingesetzten Beamten zu erstatten.
Darüber hinaus fordert die Fanhilfe Hannover sowohl den Verein Hannover
96, als auch die Polizei Hannover auf, die Vorfälle lückenlos und
transparent aufzuarbeiten.
Die Fanhilfe Hannover ist unter der E-Mail Adresse fanhilfehannover@gmx.de für Nachfragen erreichbar.