Die meisten werden sich vermutlich verwundert die Augen gerieben haben, als
seit vergangenem Freitag
eine Vielzahl
neuer Medienberichte erschien
en,
welche so langsam den ganzen hannoverschen Filz aufklären. Vor allem die
taz tat sich durch einen sehr ausführlichen und gut recherchierten Artikel hervor.
Aber auch der vierseitige Bericht in der gedruckten Ausgabe des
Spiegels zeigte sehr deutlich, wie
Herr Martin Kind
Hannover 96 regiert. Durch die Artikel wurde bekannt, dass es beispielsweise
ein neues Gutachten der renommierten Wirtschaftsprüfer von Baker Tilly gibt,
welches den Wert der Management GmbH mit 10 Millionen
€ plus X ausweist.
Herr Kind ist hingegen der
Meinung, dass er 51% für 12.750€ erwerben
könne. Die Gesellschaft habe laut ihm nur den Wert des
Stammkapitals, nämlich 25.000€ (51% = 12.750€).
Herr Kind soll sich ja mit Wirtschaft auskennen. Da fragen wir uns
schon, ob er nicht weiß, dass der Wert seiner bisher bestehenden Anteile an der
96 KGaA (die er über seine Mehrheitsanteile an der S&S besitzt) massiv im
Wert
steigen werden, sobald
diese nicht mehr stimmrechtlos, sondern mit Stimmrecht ausgestattet sind. Somit
steigt also der Wert seiner gesamten Anteile massiv, sobald er das Stimmrecht
hat.
Auf die Idee
hätten eigentlich
auch seine Kollegen im Vorstand und
die
drei Kollegen im Aufsichtsrat kommen
können,
spätestens als ihnen ein erstes Gutachten dazu präsentiert
wurde. Diese ziehen es aber vor, Herrn
Kind blind zu folgen, ohne das Gutachten zu beachten.
Herr Kind ist schließlich ein Ehrenmann. Dabei kann man dann auch
übersehen, dass im Handelsregister die Bilanz der Management GmbH ein
Eigenkapital von 29.301,63 € ausweist (Stand: 30.06.2016). Sieht man also mal
vom Wert der Stimmrechte ab, kauft Ehrenmann Kind für 12.750€ Firmenanteile im
monetären Wert von 14.943,83 €. Der Vorstand würde nach dieser Logik also auch
ein Portemonnaie mit 112€ Inhalt für 96€ verkaufen. Zumindest an Kind. Denn der
ist ja ein Ehrenmann. Dem kann man blind folgen.
Und sonst so? Da ist dann ja noch die Rolle der Lokaljournalisten. Diese haben
es nicht leicht. Erst werden sie bei
ZAPP kritisch hinterfragt.
Dann mussten sie per Spruchband aus der Fankurve auf ein laufendes und ein
abgeschlossenes Gerichtsverfahren zwischen zwei 96-Gesellschaftern (Wilkening
vs. Kind) hingewiesen werden, die zeigen, dass es auch zwischen den regionalen
Gesellschaftern Stress gibt und das vermeintlich so tolle „Hannover-Modell“
vielleicht doch nicht sooo toll ist. Und zu guter Letzt erfahren Sie aus den
überregionalen Medien (siehe oben) von allerhand neuen Enthüllungen um Hannover
96 und Herrn Kind. Also zu den Themenbereichen, zu denen die Lokaljournalisten
eigentlich am besten Bescheid wissen sollten. Man munkelt, dies führte zu
internem Ärger im Hause Madsack. Aber man muss
fairerweise sagen, es wurde relativ schnell reagiert.
Der
erste Artikel von
Herrn Dirk
Tietenberg ging beim Sportbuzzer am Freitag um 20.10 Uhr online, enthielt allerdings direkt im ersten Absatz
noch deutliche Fehler
im Basiswissen.
Während hier suggeriert wird, dass die Management GmbH von der S&S bzw.
allen vier Gesellschaftern übernommen werden soll, ist es in der Realität
Herr Kind alleine, der die Management
GmbH übernehmen will. Ohne seine Kollegen.
Übrigens: im Gegenzug soll dann aber die gesamte S&S über den
Grundlagenvertrag dem e.V. Vorteile, v.a. finanzieller Art, zukommen lassen.
Also in Kurzform: Herr Kind bekommt, die S&S insgesamt zahlt. Kein Wunder,
dass nicht alle Gesellschafter damit zufrieden sind.
Im
zweiten Artikel von
Herrn Tietenberg
waren es dann schon weniger Fehler
enthalten
und er war deutlich ausführlicher.
Dieser wurde dann auch in den
Print-Ausgaben von HAZ und NP am Montag berücksichtigt. Zusätzlich gab es in
beiden Zeitungen noch einen
Kommentar von
Herrn Carsten Bergmann (Redaktionsleiter), der ebenfalls durchaus
lesenwert war.
Am heutigen Dienstag brachte die HAZ einen
Leitartikel von
Herrn Gunnar Menkens, den man ebenfalls durchaus lesen kann,
selbst
wenn man dem Grundtenor (
"Es
ist gut, 96 zu einem Wirtschaftsunternehmen umzubauen
") nicht zustimmt. Im Sportteil findet sich ein Artikel von
Herrn Tobias Manzke (online aktuell nicht verfügbar), in dem die verschiedenen
Parteien zu Wort kommen und der einigermaßen ausgeglichen, aber nicht
tendenziös berichtet.
Und die Neue Presse? Die lässt
Herrn Andreas
Willeke sich mal wieder mit einem Artikel bei
Herrn Kind beliebt machen. Dem stellvertrenden
Vereinsvorsitzenden
, Herrn Uwe Krause, wird eine halbe
Seite zum Verbreiten seiner kruden Thesen geschenkt.
Herr Krause darf unwidersprochen behaupten, dass Pro Verein 1896
Beleidigungen initiier
e
(Nachweis?), dass Aufsichtsrat Ralf Nestler grob vereinsschädigend handle
(Nachweis?
Zufälligerweise vielleicht
der gleiche
Müll, den ein Abteilungsleiter
des Breitensportvereins von sich gibt?)
oder dass Pro Verein 1896 nur Halb- und Unwahrheiten verbreite (Nachweis?).
Auch beschwert er sich, dass das
neue, aktuelle
Gutachten noch nicht bei 96 vorliege. In der
Bild beschwert
Herr
Krause sich zusätzlich noch, dass das aktuelle Gutachten mehreren Medien
vorliege, was ebenfalls
nicht der
Wahrheit zu entsprechen scheint, da es den Formulierungen nach offenbar
ausschließlich dem Spiegel vorliegt. Alle anderen Medien haben lediglich
zitiert. Auch wird
von Herrn Krause
verschwiegen, dass das angeblich existierende Gutachten von Hannover 96,
welches es schon Ende Juli gegeben haben soll (Inhalt angeblich: Management
GmbH ist nur 25.000€ wert), bis heute nicht dem Aufsichtsrat zugegangen ist. Es
ist von Seiten Hannover 96 also alles wie immer: Behauptungen ohne Ende aber
nicht ein einzige
r Nachweis. Und
Herr Willeke? Für den ist offensichtlich weiterhin
Herr Kind Gott und alle Kind-Kritiker
scheinen Vollidioten zu sein.
Achso, was ist eigentlich mit dem
Fragenkatalog der 90 Fanclubs?
Wird sich Hannover 96 noch bequemen, diese
n zu beantworten? Oder lassen sie es lieber bleiben, da ehrliche
Antworten das gesamte Konstrukt zum Einstürzen bringen würden?