Sonntag, 21. Oktober 2012

Pressemitteilung


Die Fanhilfe Hannover zum Konzeptpapier „Sicheres Stadionerlebnis“ der DFL:


Seit einigen Tagen befindet sich ein Strategiepapier der DFL im Umlauf, indem neue Maßnahmen zur Bekämpfung der Straftaten im Umfeld von Fußballveranstaltungen und zur Verbesserung der Sicherheitslage erläutert sind, obwohl die Anzahl der Vorfälle und Straftaten statistisch gesehen rückläufig ist.

Nach der Sicherheitskonferenz in Berlin (17.07.) sowie dem Spitzentreffen zwischen DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball mit der Innenministerkonferenz (23.07.) in Berlin wurde am 22.08. innerhalb der DFL eine „Kommission Sicherheit“ unter Ausschluss von Fanbeauftragten, Fanprojekten oder Fanvertretern gegründet.
Deren Ergebnis war, nach nur vier Wochen Arbeit, das 32-seitige Maßnahmenpaket „Sicheres Stadionerlebnis“. Im weiteren Vorgehen der DFL soll den Vereinen bis 22.10. die Möglichkeit der Stellungnahme für eventuelle Änderungen eingeräumt werden. Am 12.12. soll das Maßnahmenpapier seitens der DFL-Mitgliederversammlung beschlossen werden. Die Maßnahmen sollen zur Beginn der Saison 2013/2014 als Bestandteil der Lizenzvereinbarungen in Kraft treten.

Inhaltlich werden verschiedene Sicherheitsmaßnahmen in sechs Kategorien unterschieden.
So soll ein Ausbau der Kontrollsysteme (u.a. an den Stadioneingängen), eine Verschärfung der Stadionverbotsrichtlinien sowie verschiedene Forderungen an Dritte (u.a. die vermehrte Weitergabe von persönlichen Daten der Polizei an die Vereine).
Im Kern ist die Einrichtung eines sogenannten Fankodex geplant, dessen Mindeststandards die DFL definiert und vorgibt. Dieser Kodex soll an das Lizenzierungsverfahren der Vereine gebunden werden und Fanclubs, die einen solchen Kodex nicht unterzeichnen, sollen durch Entzug sogenannter "Fanprivilegien" (z.B. Mitbringen von Fanmaterial und Zaunfahnen, keine Berücksichtigung beim Verkauf von Tickets usw.) sanktioniert werden.
Verstöße gegen den Kodex sollen demnach stärker in Maßnahmen gegen den Täter und Einzelpersonen münden, die anderen Fanclubs eines Vereins aber gleichzeitig in eine Art Sippenhaft nehmen. Ebenso ist der Erhalt der Stehplätze kein "unveränderlicher Besitzstand" mehr.

Wir gehen davon aus, dass eine Umsetzung des Papiers das Ende der von uns allen geschätzten Fankultur bedeutet!

Eine Umsetzung des derzeit vorliegenden Papiers mit allen seinen Maßnahmen würde das Ende der allseits geschätzten deutschen Fankultur haben.

Die Fanhilfe wertet dieses Vorgehen seitens der DFL als einen Angriff auf die derzeit bestehende Fankultur.

Auf den ersten Blick positive Veränderungen, wie z.B. eine bessere Ordnerschulung, der deeskalierende Einsatz von Gästeordnern oder des Gästestadionsprechers bei Auswärtsspielen geraten in Gefahr, im Zuge der geplanten Maßnahmen unterzugehen.

Die Fanhilfe Hannover lehnt das vorliegende Strategiepapier vollständig ab. Der Plan, die Sicherheit in deutschen Stadien zu verbessern, wird mit den geplanten Veränderungen auf dem Rücken tausender Fußballfans ausgetragen, denen eine unzumutbare Angst- und Gefahrsituation im Umfeld von Fußballspielen suggeriert wird, um Persönlichkeits- und Grund rechte erheblich einzuschneiden.

Zudem unterstützt die Fanhilfe das heute von den Fanvertretern unterzeichnete und überreichte Schreiben an die Vereinsführung (siehe Anhang). Detailierte Ausführungen und Begründungen zu der Ablehnung entnehmen Sie bitte diesem Schreiben.

Die Fanszene erhofft sich durch dieses Schreiben in dem viel zitierten Dialog ernstgenommen zu werden und gemäß Ihrer Interessenlage durch den Verein gegenüber der DFL vertreten zu werden.

Also Musterbeispiel wäre ein deckungsgleiches Verhalten mit jenem der Vereinsführung von Union Berlin wünschenswert.