Samstag, 18. November 2017

Keine Laternenumzüge wegen Fußballfans? Ein offener Brief an die HAZ



Sehr geehrter Herr Klein,

wir wenden uns heute erschüttert an Sie. Unsere Bestürzung nährt sich allerdings nur zum Teil aus dem originären Anlass des von Ihnen verfassten Artikels. Es darf unzweifelhaft als gesetzt gelten, dass Eltern und Kinder angstfrei an einem Laternenumzug teilnehmen können müssen.
Ebenso unstreitig ist es, dass viele Medienhäuser unter dem Strukturwandel der Branche zu leiden und daher möglichst viel Content zu produzieren haben, um durch eine hohe Klickzahl Werbeeinnahmen generieren zu können. Dieses Vorgehen ist auch auf den Webseiten von journalistisch anspruchsvollen Angeboten nachzuvollziehen. Und durchaus verständlich.
Deutlich weniger verständlich und daher so bestürzend ist es hingegen, dass ein, im Wortsinn, ausgezeichneter Journalist sich öffentlich so hanebüchen äußert.
Die Argumentationslinie, die  von Fußballfans, die die Polizei binden, zu, daraus resultierend, schutzlosen Kindern reicht, mag simplen Zeitgenossen einleuchten, Äquivalente der politischen Ränder tun dies ebenso, wahr ist der Unsinn dennoch natürlich nicht! Grundsätzlich nicht, erschwerend kommt zudem hinzu, dass am vergangenen Wochenende aufgrund von Länderspielen nahezu keine relevanten Ligapartien stattgefunden haben.

Selbst wenn man ihren, dargelegt abstrusen, Gedanken zu Ende denken würde, man also annähme, dass dutzende Polizisten frei wären, um Laternenumzüge zu schützen, käme man unweigerlich zu dem Schluss, dass das konstatierte Problem dadurch kaum wirksam angegangen würde. Ein Autofahrer, der in eine hell erleuchtete Menschengruppe fährt, ließe sich wohl kaum von einem zusätzlichen Blaulicht von seinem verqueren Tun abhalten.
Die regelmäßig diskutierte Überprüfung der Vekehrstauglichkeit ab einem bestimmten Alter, ist zudem ein Denkansatz, den es sich eher zu verfolgen gelohnt hätte.

Und ja, es gibt Gewalt. In Deutschland. In Häusern, auf Straßen und auch im Umfeld von Fußballspielen. Alle langfristigen Statistiken zeigen allerdings, dass die mit dem Sport assoziierte Gewalt rückläufig ist. Dass es also utopische Polizeiaufgebote braucht, sagt die Polizei selber. Ist das aber tatsächlich so? Oder könnte man Ressourcen einsparen bzw. anders verwenden? Durchaus spannende Fragen für einen Journalisten. Zumindest für einen, der etwas auf sich hält.

Es grüßt herzlich
die Fanhilfe Hannover