Donnerstag, 17. Oktober 2024

Pressemitteilung: Polizei Hannover versucht Beherbergungsbetriebe zur proaktiven Meldung von personenbezogenen Daten zu bewegen

Durch die vermehrte Kontaktaufnahme zahlreicher Hotels aus der Stadt und Region Hannover dokumentiert die Fanhilfe Hannover erneut den Versuch der Polizei Hannover, über die DEHOGA die angeschlossenen Beherbergungsbetriebe zur proaktiven Meldung von personenbezogenen Daten zu bewegen. Dieses wäre durch die Hotels ein klarer Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung.

„Wir waren im Rahmen unserer regelmäßigen Netzwerktreffen mit unseren Partnern aus der hannoverschen Gastronomie mehr als schockiert, dass in den vergangenen 24 Monaten mehrfach seitens der DEHOGA die Polizei Hannover Hoteliers ermutigt hat, Personen aufgrund ihrer bloßen Herkunft unter Generalverdacht zu stellen. Dass wir 2024 trotz der DSGVO und wegfallenden Meldepflicht für Hotelgäste ab 2025 eine derartige Polizeipraxis sehen dürfen, entbehrte tatsächlich unserer Vorstellungskraft. Auch, dass die DEHOGA hier als Gehilfe der Polizei auftritt ist nach unserer Auffassung und dem hohen und zu schützendem Gut der Gastdaten nicht nur bedauerlich, sondern befremdlich. Wir hatten die DEHOGA bis dahin als seriösen, professionellen und datenschutzaffinen Verband wahrgenommen.“ sagt Paula Mundt von der Fanhilfe Hannover. "Allerdings ist keiner der angeschlossenen Betriebe in diesem Kontext von der DEHOGA detailliert über die datenschutzrelevanten Daten aufgeklärt oder belehrt worden."

Die Fanhilfe Hannover wird zu der dokumentierten Praxis der Polizeidirektion Hannover den Datenschutzbeauftragten des Landes Niedersachsen anrufen und weitere Schritte prüfen.

Darüber hinaus fordert die Fanhilfe Hannover die DEHOGA und die Hannover Marketing und Tourismus GmbH auf sich umgehend nach einer datenschutzrechtlichen Beratung auszutauschen, um hier potenzielle Schäden von Hotelgästen abzuwenden. Hierzu fordert die Fanhilfe Hannover von allen Beteiligten eine transparente Aufarbeitung und proaktive Information an Betroffene, deren Daten gegebenenfalls widerrechtlich an die Polizei Hannover in den letzten 24 Monaten weitergegeben wurden.

„Die Betroffenen über die Datenweitergabe proaktiv zu informieren ist das Mindeste, was ein Hotelgast erwarten darf - sofern es dazu gekommen ist. Unabhängig des Vertrauensverlusts der Gäste in die Hotels und den Tourismusstandort Hannover, müssen wir uns einfach mal vor Augen führen, was hier passiert: Die Polizei missbraucht das Vertrauensverhältnis der Hotels in die Institution, um an Daten von Hotelgästen zu kommen – vollkommen unabhängig davon, ob die betroffenen Gäste überhaupt im Fußballkontext angereist sind oder selbst wenn, überhaupt einem entsprechenden Risikoklientel angehören. Es ist abenteuerlich, in welcher Lotterie die Hotelgäste unwissend und ungewollt mitspielen mussten“ fährt die Sprecherin der Fanhilfe Hannover fort.

„Offensichtlich ist der DEHOGA der immense Image-Schaden, der durch die Weitergabe der Gastdaten entsteht, überhaupt nicht bewusst. Nicht nur der Vertrauensverlust der Gäste in die Hotels und Beherbergungsbetriebe der Stadt Hannover, sondern auch das Vertrauen der angeschlossenen Betriebe wird hier missbraucht. Niemand anderes als die Hoteliers selber tragen die drohenden Bußgelder für eine Weitergabe der Daten von Hotelgästen an die Polizei, sofern hier Verstöße gegen die DSGVO erfolgen. Einen schlanken Fuß macht sich dabei, wie so oft, die Polizei Hannover. Statt selbst zielgerichtet zu ermitteln, sollen die Hotels hier in feinster Blockwartmanier am liebsten die personenbezogenen Daten unbescholtener Gäste ‚frei Haus‘ liefern und das Risiko für Kosten und Vertrauensverlust zur Belohnung auch noch selber tragen.“ fasst Mundt zusammen.

Die Fanhilfe Hannover fordert die DEHOGA unverzüglich auf, sich und die Ihr angeschlossenen Betriebe rechtlich in Bezug auf das Ersuchen der Polizeidirektion Hannover beraten zu lassen und eine datenschutzrechtliche Bewertung einzuholen.

Betroffene von widerrechtlichen Datenweitergaben durch Hotels bittet die Fanhilfe Hannover, sich umgehend über einen Rechtsbeistand beraten zu lassen und Schadenersatzforderungen gegen die Beherbergungsbetriebe geltend zu machen.

Fanhilfe Hannover, 17.10.2024