Bereits bei den letzten Derby-Begegnungen hatte Hannover 96 das Einlasskonzept, im Vergleich zum üblichen Einlassprozedere, abgeändert. Dieses erwies sich dort bereits als lückenhaft und unpraktikabel. Am 09.03.2025 erfolgte erneut eine Anpassung. Diese sah vor, dass nur zwei der acht Einlässe im Norden des Niedersachsenstadions geöffnet wurden. Nach unbestätigten Aussagen des Ordnungsdienstes, soll hierfür eine kurzfristige Änderung auf Anordnung der Polizeiführung verantwortlich gewesen sein. Die hieraus resultierenden Verzögerungen führten zu einem erheblichen Rückstau von mehreren hundert Fans. An der vorgelagerten Personenkontrolle entschlossen sich daraufhin alle kontrollierenden Ordner den Zugang aufgrund des aufgestauten Drucks freiwillig frei zu geben, um die Massen zum Pufferbereich zwischen Personen- und Ticketkontrolle zu entlasten. Durch das geänderte Einlasskonzept und den anhaltenden Zustrom, mussten infolgedessen viele hundert Fans ohne eine Kontrolle der Tickets in das Stadioninnere abfließen. Die gesamte Szenerie gestaltete sich aus Sicht der Fanhilfe Hannover als chaotisch, aber durchweg friedlich. Von einem Stadionsturm kann daher keine Rede sein.
„Es ist unfassbar, wie sich Hannover 96 und der beauftragte Ordnungsdienst erneut zum Spielball der Polizei gemacht haben, sollten die bisherigen Aussagen der Wahrheit entsprechen. Es ist mittlerweile ein ermüdendes Spiel mit anzusehen, wie sich im Nachgang dann der ‚Schwarze Peter‘ zugeschoben wird und sich die eigentlichen Urheber von der Polizei einen schmalen Fuß machen“ sagt Paula Mundt von der Fanhilfe Hannover.
Nach Beobachtungen und Erkenntnissen der Fanhilfe Hannover gelangten ausschließlich Zuschauer mit Zugangsberechtigung zu den Zuschauerblöcken im Bereich des Westunterrangs. Dabei gilt ein großes Lob den eingesetzten Ordnern des Vereins, die im Rahmen der Ticketkontrolle jederzeit besonnen agierten. Selbst bei phasenweise größerem Zuschaueraufkommen konnten größere Herausforderungen nach Kenntnisnahme der Fanhilfe Hannover durch Hinzuziehung des Fanprojekts Hannover einvernehmlich gelöst werden.
„Auch nach mehrfacher intensiver Videoanalyse müssen wir hier klar festhalten, dass zu keinem Zeitpunkt die Behauptung der Polizei Hannover aus deren Pressemitteilung gestützt werden kann. Im Gegenteil. Der gegen die behördliche Maßnahme geplante Protest seitens der Hannoverschen Fanszene erfolgte komplett autark von den wenigen anwesenden Gästefans. Statt hier bei den Fakten zu bleiben, versucht die Polizei Hannover in ihrer Pressemitteilung den martialischen Aufzug mehrerer Einsatzhundertschaften und zweier Wasserwerfer im Innenraum des Stadions zu legitimieren. Es ist beängstigend und beeindruckend zu gleich, wie hier seitens der Medienvertreter offensichtlich leicht zu prüfende Sachverhalte ungeprüft übernommen werden.“ sagt ein Sprecher der Fanhilfe Hannover.
Die Fanhilfe Hannover appelliert an dieser Stelle an die Pressevertreter, Pressemitteilungen der Polizeien jederzeit unabhängig auf Richtigkeit der Inhalte zu überprüfen. Insbesondere bei innenpolitischen Themen sind die Polizeien keine neutralen Akteure, sondern vertreten zunehmend eigene Sichtweisen zur Legitimierung ihres Handelns.
Die Fanhilfe Hannover ermutigt Hannover 96 an dieser Stelle, sich in naher Zukunft nicht willfährig den Maßnahmen der Polizei und Politik zu unterwerfen. An dieser Stelle muss rechtlich geprüft werden, ob eine Vielzahl der Auflagen recht- und verhältnismäßig sind. Ebenfalls sollte Hannover 96 bei derartigen (Teil-)Ausschlüssen und Ausschankverboten Schadenersatzansprüche gegenüber den aussprechenden Behörden prüfen und ggf. rechtlich geltend machen.
„Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem die Vereine aktiv werden müssen. Auch Amtsträger haben hier aus purem Selbsterhaltungsdrang eigene Interessen. Sei es bei der Polizei oder in der Innenpolitik. Die Vereine investieren horrende Summen in Sicherheits- und Infrastrukturmaßnahmen, sind große Steuerzahler und sollen sich dann diktierten Maßnahmen hingeben, die für jeden Praktiker erwiesenermaßen genau das Gegenteil bewirken. Zum Dank sollen die Vereine dann auch noch die Kosten dafür tragen und auf Einnahmen freiwillig verzichten. Es reicht!“ schließt Paula Mundt ab.