Donnerstag, 11. September 2025

Erfolgreicher Saisonauftakt für die Fanhilfe Hannover - Polizeiinspektion Hannover bekommt Laufpass im Klage- und Hauptverfahren

Auf Kosten der Staatskasse klagte eine Person aus der Fanszene von Hannover 96 gemeinsam mit dem Fanhilfe Hannover e. V. und deren Anwalt erfolgreich gegen eine erkennungsdienstliche Behandlung. Kurz danach wurde auch das Hauptverfahren von der Staatsanwaltschaft eingestellt.

Im Rahmen der Partie Hannover 96 II gegen Hansa Rostock stießen zwei Personen beider Vereine in der Nähe des Schützenplatzes aufeinander. Hier machte der Beschuldigte den gegnerischen Fan lediglich darauf aufmerksam, dass er sich auf den Heimbereich zubewegt. Um den Rostocker darauf hinzuweisen, folgte ein Griff in Richtung Schulter, wodurch versehentlich kurz am Schal gehalten worden ist. Der Beschuldigte, welcher mit der Intention einer Gefahrenabwehr eines Gästefans vor der gegnerischen Heimkurve handelte, ließ sofort los. Eine Intention, an den Schal zu gelangen, gab es zu keiner Zeit.

Kurz nach dem Ende der Konversation wurde der Fan von Hannover 96 von der anwesenden Polizei angehalten. Es folgte eine überzogene Kontrolle und eine anschließende Mitnahme auf die Waterloo-Wache. Dort wurde der Beschuldigte über ein eingeleitetes Ermittlungsverfahren aufgrund versuchten Raubs unterrichtet.

Einige Wochen später wurde der Fan von Hannover 96 von der Polizeiinspektion Hannover zusätzlich zu einer erkennungsdienstlichen Behandlung vorgeladen – Anlasstat: der angeblich versuchte Raub des Fanschals.

Bei einer erkennungsdienstlichen Behandlung wird der Beschuldigte auf die Wache vorgeladen, um verschiedene Maßnahmen durchzuführen, die zukünftig eine leichtere Identifikation bei zukünftigen Straftaten ermöglichen sollen. Dazu gehört zum Beispiel die Abnahme von Fingerabdrücken, das Fotografieren äußerlicher Merkmale, die Vermessung des Körpers, wobei sich die Beschuldigten bis auf die Unterhose ausziehen müssen.

Nach Eingang der Post meldete sich der Beschuldigte bei der Fanhilfe Hannover. So vermittelten wir einen Anwalt, der zum einen Einspruch gegen die ED-Behandlung einlegen sollte. Ein logischer Schritt, denn der Beschuldigte wurde zuvor noch nie rechtskräftig verurteilt. Zum anderen sollte gegen den wackeligen Vorwurf des Raubes vorgegangen werden.

Einen Einspruch bei der Polizeiinspektion Hannover lehnte diese kommentarlos ab, sodass nur noch die Möglichkeit einer Klage beim Verwaltungsgericht übrig blieb.

Kurze Zeit später meldete sich das Gericht: Die Polizeidirektion Hannover hebt die angefochtene ED-Behandlung nach erneuter Prüfung auf. Die Anwalts- und Gerichtskosten trägt folglich die Staatskasse.

Die Einstellung des Hauptverfahrens war hier nur noch Formsache und folgte kurze Zeit später.

„Dieser Fall zeigt deutlich, dass es sich lohnt, gegen die abstrusen Maßnahmen der Polizei rechtlich vorzugehen. Viel zu oft sieht sich die Polizei auf der sicheren Seite, da sie keine Gegenwehr von Fußballfans erwartet. Da ist es unsere Aufgabe als Fanhilfe gegenzusteuern. Wir profitieren von einem breiten Netzwerk an Experten und Anwälten und können somit dem großen Repressionsdruck entgegenwirken. Der Fan von Hannover 96 zeigt sich sichtlich zufrieden und kann somit unbeschwert die kommenden Spiele unseres Vereins verfolgen“, so ein Sprecher der Fanhilfe Hannover.

Freitag, 5. September 2025

Pressemitteilung: Hamburger Stadtderby 2025 als Vorbild: Die Fanhilfe Hannover zieht als Beobachter ein Resümee und stellt Kernforderungen für ein störungsfreies Niedersachsenderby auf

„Frau Behrens und die Polizei Niedersachsen müssen sich die unbequeme Frage gefallen lassen, wie es die Polizei Hamburg mit weniger Einsatzkräften sogar an einem Freitagabend schafft ein brisantes Stadtderby unter Vollauslastung ohne Sicherheitsauflagen durchzuführen. Wohlgemerkt, ohne im Vorfeld mit Hysterie und Populismus die Presselandschaft zu versorgen, sodass sogar die überwiegende Mehrheit der Fans beider Vereine ein positives Fazit zum Einsatz der Polizei zieht.“ sagt ein Sprecher der Fanhilfe Hannover.

Das Hamburger Stadtderby fand mit voller Zuschauerauslastung statt. Fans beider Clubs organisierten Derby-Märsche, die sich sogar zeitlich versetzt kreuzten. Die Sicherheitsbehörden verzichteten im Vorfeld auf die Reduzierung von Gästekontingenten, präventive Betretungsverbote, personalisierte Tickets, sowie behelmte und vermummte Beamte in der Einsatzlage. Im Stadion fanden keinerlei Einschränkungen von Fanmaterialien Anwendung, sodass Choreographien und Fahnen dem Spiel einen würdigen Rahmen gaben. Zudem wurden laut Pressemitteilung der Polizei dabei weniger Beamte eingesetzt als in den Niedersachsenderbys der vergangenen Saison, die an einem Sonntag und größtenteils ohne Gästefans stattfanden.

Der Verlauf des Hamburger Stadtderbys 2025 bestätigt dabei in allen Punkten die bekannte Haltung der Fanhilfe Hannover.

In den vergangenen Partien zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig haben die vom Innenministerium und der Polizei angewendeten Maßnahmen trotz weniger Zuschauer zu einem deutlichen Anstieg der eingesetzten Polizeikräfte, Kosten, Auseinandersetzungen und Störungen geführt. Innenministerin Daniela Behrens steht dafür massiv in der Kritik, da sie sich im Alleingang entgegen allen Expertenmeinungen für eine rein repressive Gangart über die Köpfe der tatsächlich Betroffenen entschieden hat.

Mit der gestrigen Terminierung der Partie erneuert die Fanhilfe Hannover die Kritik an den bisherigen Maßnahmen der Innenministerin Daniela Behrens und stellt hierzu sechs bekannte Kernforderungen, um eine weiterführende Eskalation zwischen Politik und Fanszenen zu vermeiden.


1.)   Volle Auslastung der Stadien und volles Kontingent für Gästefans

Fußballspiele im Stadion leben von Emotionen. Mit der Reduzierung von Kontingenten oder dem Ausschluss von Fans verliert das Fußballspiel nicht nur seinen Charakter durch fehlende, stimmungsvolle Fankurven. Vergangene Spiele haben gezeigt, dass eben jene Maßnahme nicht nur wirkungslos ist, sondern auch genau das Gegenteil bewirkt. Das geringe Kontingent von 10 % für Gästefans ist dabei ohnehin ein schmerzhafter Punkt für jeden Fußballfan auf Reisen.

2.)   Expertisen und Perspektiven

Im Zuge der Club-Fan-Dialoge mit Gewaltprävention nehmen die Vereine gemeinsam mit den Fans die ihnen übertragene Verantwortung bereits an. Ein Stadionbesuch ist statistisch mittlerweile sicherer als der Besuch eines Volksfestes. Unter dem Strich erfährt dieses, oft ehrenamtliche, Engagement allerdings keine Würdigung seitens der Politik und der Sicherheitsbehörden.

„Es ist paradox zu sehen, wie Vereine und Fankurven regelmäßig gefordert werden Verantwortung zu übernehmen, diese dann annehmen, Selbstreflektion und Selbstregulierungsprozesse erfolgreich entwickeln, um am Ende keine Perspektiven daraus eröffnet zu bekommen. Kritische Stimmen in den Vereinen und Fankurven mehren sich, warum man sich über Wochen damit befasse, wenn am Ende kein positiver Mehrwert zu erreichen sei.“ resümiert Paula Mundt von der Fanhilfe Hannover.

Darüber hinaus bleibt es weiterhin fragwürdig, weshalb seitens des Innenministeriums gegen alle Einschätzungen der eigenen Experten gehandelt wird. Mit den Fanbeauftragten der Vereine, den Fanprojekten und zahlreichen wissenschaftlichen Expertisen stehen gleich mehrere spezialisierte Fachbereiche zur Verfügung, deren Einschätzungen bei den letzten Derbys gänzlich übergangen wurden.

Die Fanhilfe Hannover fordert daher in Hinblick auf die kommende Begegnung des Niedersachsenderbys eine frühzeitige und vor allen Dingen faktenorientierte Diskussion der Sicherheitslage für ein zielorientiertes Ergebnis.

3.)   Keine Personalisierung von Eintrittskarten

Fans sind als solche mündige Bürger mit Grundrechten. Alle Zuschauer vom Grundsatz her generell als Verdächtige zu klassifizieren widerstrebt jeder Definition einer freien und demokratischen Gesellschaft.

Eine Identifizierung ist im Falle von unkenntlich gemachten potenziellen Verdächtigen durch personalisierte Tickets nicht in der Praxis realisierbar. Weiterführend ist auch die freie Platzwahl in den Blöcken gegeben. Die Personalisierung ist somit zwecklos. 

Darüber hinaus weist die Fanhilfe Hannover bereits an dieser Stelle darauf hin, dass aufgrund der Einlasssituation bei den vergangenen Spielbegegnungen eine Umsetzung der Kontrolle solcher Personalisierungen in der Praxis nicht realisierbar ist.

4.)   Freie Anreise für alle Bürger

Das Grundrecht auf Bewegungsfreiheit gilt auch für Fußballfans. Hierzu gehört auch die Anreise zu Fußballspielen. Zwangsmaßnahmen zur Anreise lehnen wir daher vollumfänglich ab. Individuelle Anreisen von Fans dürfen zudem nicht automatisch zu einer Stigmatisierung als „potentieller Störer“ führen. Oftmals gibt es bedingt durch Arbeit, Anreiseweg oder Gesundheit gute Gründe, individual anzureisen.

5.)   Keine Einschränkung von Fanutensilien

Fahnen und Choreographien sind Teil einer lebendigen Fankultur. Sie machen nicht nur das Niedersachsenderby zu stimmungsvollen Erlebnissen. Sie sind auch Ausdruck von vielen Fans, sich mit ihrem Verein zu identifizieren. Mit aktiven Eingriffen in die Fankultur durch, wie auch immer geartete, Auflagen und Verbote bricht somit ein elementarer Bestandteil dieser Identifikation weg. Dass dieser Eingriff seitens der Fankurven nicht protestlos hingenommen wird, ist seit Jahren hinlänglich bekannt.

Die Fanhilfe Hannover lehnt daher Einschränkungen von Fanmaterialen und Choreographien, sowie deren Verbot in Gänze ab.

6.)   Kritisches Hinterfragen von Alkoholverboten

Dass Alkohol eine enthemmende Wirkung haben kann, ist unbestritten. Eine valide Datenbasis, dass Gefährder oder gar Straftaten im Zusammenhang mit Fußballspielen vermehrt alkoholisiert sind, liegt allerdings nicht vor.

Fakt ist hingegen auch, dass Alkohol- oder Ausschankverbote genau die gegenteilige Wirkung entfalten, die mit ihnen beabsichtigt ist. Erfahrungsgemäß findet aufgrund der Einschränkungen der Alkoholkonsum unkontrollierter und vor allem mit deutlich höherprozentigen Getränken statt. Insbesondere an Spielstätten sind meistens die Stadion-Caterer davon betroffen, während im unmittelbaren Umfeld oder auf den Anreisewegen der Ausschank und der Konsum erlaubt ist. Hinzu kommt, dass in den VIP-Bereichen, trotz der Ausschankverbote, alkoholhaltige Getränke ausgeschenkt werden. Somit entpuppt sich eine derartige Auflage unter dem Strich als wirkungslos.

Die Fanhilfe Hannover lehnt daher, aufgrund der Erfahrungen der letzten Risikospiele, ein Ausschankverbot von alkoholischen Getränken ab und ruft daher alle Zuschauer zum verantwortungsvollen Genuss auf.

„Noch ist eine Umkehr aus der Sackgasse, in die sich Daniela Behrens manövriert hat, nicht unmöglich. Allerdings bedarf es hier einer 180-Grad-Wende zu den bisherigen erfolglosen Maßnahmen, um das Niedersachsenderby in ruhigere Fahrwasser zu bringen. Uns ist bewusst, dass Politik und Sicherheitsbehörden seit Jahrzehnten vehement vermeiden, einen eingeschlagenen und offensichtlich falschen Weg wieder zu verlassen, da eine aktive Fehlerkultur als Schwäche angesehen wird. Wer allerdings von den Vereinen Verantwortung fordert, sollte hier seiner eigenen Verantwortung erst einmal gerecht werden. Einsicht und Lösungsorientierung statt Populismus und blinder Aktionismus wären hier ein guter erster Schritt“ sagt Stephan Riedel von der Fanhilfe Hannover.

Fanhilfe Hannover, 05.09.2025

Montag, 10. März 2025

Pressemitteilung: Niedersachsenderby - Offensichtliche Falschdarstellungen der Polizei Hannover; Fanhilfe fordert Vereine zum Handeln auf

Bereits bei den letzten Derby-Begegnungen hatte Hannover 96 das Einlasskonzept, im Vergleich zum üblichen Einlassprozedere,  abgeändert. Dieses erwies sich dort bereits als lückenhaft und unpraktikabel. Am 09.03.2025 erfolgte erneut eine Anpassung. Diese sah vor, dass nur zwei der acht Einlässe im Norden des Niedersachsenstadions geöffnet wurden. Nach unbestätigten Aussagen des Ordnungsdienstes, soll hierfür eine kurzfristige Änderung auf Anordnung der Polizeiführung verantwortlich gewesen sein. Die hieraus resultierenden Verzögerungen führten zu einem erheblichen Rückstau von mehreren hundert Fans. An der vorgelagerten Personenkontrolle entschlossen sich daraufhin alle kontrollierenden Ordner den Zugang aufgrund des aufgestauten Drucks freiwillig frei zu geben, um die Massen zum Pufferbereich zwischen Personen- und Ticketkontrolle zu entlasten. Durch das geänderte Einlasskonzept und den anhaltenden Zustrom, mussten infolgedessen viele hundert Fans ohne eine Kontrolle der Tickets in das Stadioninnere abfließen. Die gesamte Szenerie gestaltete sich aus Sicht der Fanhilfe Hannover als chaotisch, aber durchweg friedlich. Von einem Stadionsturm kann daher keine Rede sein.

„Es ist unfassbar, wie sich Hannover 96 und der beauftragte Ordnungsdienst erneut zum Spielball der Polizei gemacht haben, sollten die bisherigen Aussagen der Wahrheit entsprechen. Es ist mittlerweile ein ermüdendes Spiel mit anzusehen, wie sich im Nachgang dann der ‚Schwarze Peter‘ zugeschoben wird und sich die eigentlichen Urheber von der Polizei einen schmalen Fuß machen“ sagt Paula Mundt von der Fanhilfe Hannover.

Nach Beobachtungen und Erkenntnissen der Fanhilfe Hannover gelangten ausschließlich Zuschauer mit Zugangsberechtigung zu den Zuschauerblöcken im Bereich des Westunterrangs. Dabei gilt ein großes Lob den eingesetzten Ordnern des Vereins, die im Rahmen der Ticketkontrolle jederzeit besonnen agierten. Selbst bei phasenweise größerem Zuschaueraufkommen konnten größere Herausforderungen nach Kenntnisnahme der Fanhilfe Hannover durch Hinzuziehung des Fanprojekts Hannover einvernehmlich gelöst werden.

„Auch nach mehrfacher intensiver Videoanalyse müssen wir hier klar festhalten, dass zu keinem Zeitpunkt die Behauptung der Polizei Hannover aus deren Pressemitteilung gestützt werden kann. Im Gegenteil. Der gegen die behördliche Maßnahme geplante Protest seitens der Hannoverschen Fanszene erfolgte komplett autark von den wenigen anwesenden Gästefans. Statt hier bei den Fakten zu bleiben, versucht die Polizei Hannover in ihrer Pressemitteilung den martialischen Aufzug mehrerer Einsatzhundertschaften und zweier Wasserwerfer im Innenraum des Stadions zu legitimieren. Es ist beängstigend und beeindruckend zu gleich, wie hier seitens der Medienvertreter offensichtlich leicht zu prüfende Sachverhalte ungeprüft übernommen werden.“ sagt ein Sprecher der Fanhilfe Hannover.

Die Fanhilfe Hannover appelliert an dieser Stelle an die Pressevertreter, Pressemitteilungen der Polizeien jederzeit unabhängig auf Richtigkeit der Inhalte zu überprüfen. Insbesondere bei innenpolitischen Themen sind die Polizeien keine neutralen Akteure, sondern vertreten zunehmend eigene Sichtweisen zur Legitimierung ihres Handelns.

Die Fanhilfe Hannover ermutigt Hannover 96 an dieser Stelle, sich in naher Zukunft nicht willfährig den Maßnahmen der Polizei und Politik zu unterwerfen. An dieser Stelle muss rechtlich geprüft werden, ob eine Vielzahl der Auflagen recht- und verhältnismäßig sind. Ebenfalls sollte Hannover 96 bei derartigen (Teil-)Ausschlüssen und Ausschankverboten Schadenersatzansprüche gegenüber den aussprechenden Behörden prüfen und ggf. rechtlich geltend machen.

„Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem die Vereine aktiv werden müssen. Auch Amtsträger haben hier aus purem Selbsterhaltungsdrang eigene Interessen. Sei es bei der Polizei oder in der Innenpolitik. Die Vereine investieren horrende Summen in Sicherheits- und Infrastrukturmaßnahmen, sind große Steuerzahler und sollen sich dann diktierten Maßnahmen hingeben, die für jeden Praktiker erwiesenermaßen genau das Gegenteil bewirken. Zum Dank sollen die Vereine dann auch noch die Kosten dafür tragen und auf Einnahmen freiwillig verzichten. Es reicht!“ schließt Paula Mundt ab.

Mittwoch, 5. Februar 2025

Pressemitteilung: Niedersachsenderby - Polizei Hannover ordnet Gästeteilausschluss an. Fanhilfe Hannover erschüttert über polizeiliche Intervention

„Der erneute Teilausschluss von Gästefans beim Niedersachsenderby im März zeigt uns deutlich, dass aus dem Hinspiel nichts gelernt wurde und Daniela Behrens eine weitere Kostensteigerung in Kauf nimmt. Das Spiel im vergangenen Oktober zeigte uns eindrucksvoll wie realitätsferne Entscheidungen in einem erhöhten Arbeitsaufwand für die Polizei resultierten und die Kosten von 800.000 Euro auf 1,22 Millionen Euro gestiegen sind. Trotz dessen kam es zu Ausschreitungen. Eine selbstreflektierte Polizei und Innenministerin hätten spätestens hier ihr eigenes Versagen erkennen und eine 180-Grad-Wendung in ihrer Strategie umsetzen müssen. Auch mit Blick auf das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Umlage der Polizeikosten auf die Vereine bei Hochrisikospielen, ahnen wir in Zukunft Böses. Hier kündigte Frau Behrens bereits an, eine entsprechende Rechtsgrundlage schaffen zu wollen, um die von ihr verursachten und absurd hohen Kosten wieder einzutreiben. Wir fragen uns, wo diese Geister-Debatte enden soll. Die reine Faktenlage lässt die von Frau Behrens getriebene und von Hysterie geprägte Diskussion eigentlich gar nicht zu. Fussballspiele sind sicher und kein Testfeld für staatliche Aufrüstung. Ein weitsichtiges, lösungsorientiertes Handeln erkennen wir bei Frau Behrens zudem ebenfalls nicht. Vermeintlich einfache Lösungen bringen erwiesenermaßen keine Verbesserungen, sondern fördern eine total unnötige Eskalation der Lage. Wir fordern eine Exit-Strategie, die gemeinsam mit den Fanprojekten und Fanbeauftragten der Vereine entwickelt wird, die auch die Interessen der Fans abdeckt.“, sagt die Sprecherin von der Fanhilfe Hannover Paula Mundt.

Nach fast 13 Jahren erfolgt erstmals wieder im deutschen Profifußball ein Fanausschluss durch die Exekutive. Hier sieht die Fanhilfe Hannover einen Tabubruch und einen weiteren Angriff auf die deutsche Fankultur. Nicht nur der letzte Gästeausschluss aus dem Hinspiel, sondern auch der letzte polizeilich verfügte Gästeausschluss beim Spiel zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock im Jahr 2012 oder ähnliche Ausschlüsse in der Schweiz oder den Niederlanden zeigten bereits, dass eine solche Praxis einen Mehraufwand für die Polizei bedeutet. Im Endeffekt gleicht die Anordnung einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Polizei, um mit erhöhten Arbeitsstunden und Materialeinsatz wieder mehr Steuergelder aus dem Haushalt abzugreifen oder zukünftig auch die erwirtschafteten Einnahmen von den Vereinen selbst. „Wir sind gespannt, ob diese Praxis zukünftig auf dem Maschseefest oder dem Schützenfest Anwendung findet. Fußballfans sind es leid die Mutter alles Bösen zu sein, obwohl die Polizeipräsenz bei anderen gesellschaftlichen Zusammenkünften ebenfalls steigt.“, so Mundt weiter. 

Die Fanhilfe Hannover sieht Hannover 96 gut gewappnet für ein Spiel unter Vollauslastung. Die Stadion GmbH investierte zuletzt rund 500.000 Euro in Sicherheitsmaßnahmen, um einen Gästeteilausschluss zu verhindern. Dieses hatte Hannover 96 nach Erkenntnissen der Fanhilfe Hannover im Anhörungsprozess auch glaubhaft gegenüber der Polizeidirektion Hannover vermitteln können und auf eine Vollauslastung ohne Zuschauer(teil)auschluss plädiert. Unter den unnötigen Maßnahmen leiden alle 96-Fans bereits mehr als genug. Durch weitere Zäune wurde die Bewegungsfreiheit aller Stadiongänger eingeschränkt und durch mehr Videoüberwachung steht mittlerweile jede Fliege im Niedersachsenstadion unter Beobachtung. Dazu wurden die Gelder zum Teil aus dem DFB-Strafenkatalog generiert. „Der DFB stellt seinen Vereinen hohe Beträge aus dem Strafenkatalog zur Verfügung  und die umgesetzten Maßnahmen, teilweise in Millionenhöhe, sind der Politik immer noch nicht genug. Dieses kann nur zu einer Debatte um die Sinnhaftigkeit des Strafenkatalogs führen. Im Endeffekt zahlen die Vereine derzeit Strafen, Steuern und investieren in die Sicherheit - mit dem Ergebnis, dass es kein Würdigung seitens der Politik erfährt.“, so führt die Sprecherin der Fanhilfe aus.

Die Fanhilfe Hannover fordert abschließend die beteiligten Vereine sowie die DFL als Veranstalterin auf, sich rechtlich gegen die polizeilichen Maßnahmen zu wehren. Gerne stehen wir hierzu mit Rat und Tat zur Seite.