Montag, 10. März 2025

Pressemitteilung: Niedersachsenderby - Offensichtliche Falschdarstellungen der Polizei Hannover; Fanhilfe fordert Vereine zum Handeln auf

Bereits bei den letzten Derby-Begegnungen hatte Hannover 96 das Einlasskonzept, im Vergleich zum üblichen Einlassprozedere,  abgeändert. Dieses erwies sich dort bereits als lückenhaft und unpraktikabel. Am 09.03.2025 erfolgte erneut eine Anpassung. Diese sah vor, dass nur zwei der acht Einlässe im Norden des Niedersachsenstadions geöffnet wurden. Nach unbestätigten Aussagen des Ordnungsdienstes, soll hierfür eine kurzfristige Änderung auf Anordnung der Polizeiführung verantwortlich gewesen sein. Die hieraus resultierenden Verzögerungen führten zu einem erheblichen Rückstau von mehreren hundert Fans. An der vorgelagerten Personenkontrolle entschlossen sich daraufhin alle kontrollierenden Ordner den Zugang aufgrund des aufgestauten Drucks freiwillig frei zu geben, um die Massen zum Pufferbereich zwischen Personen- und Ticketkontrolle zu entlasten. Durch das geänderte Einlasskonzept und den anhaltenden Zustrom, mussten infolgedessen viele hundert Fans ohne eine Kontrolle der Tickets in das Stadioninnere abfließen. Die gesamte Szenerie gestaltete sich aus Sicht der Fanhilfe Hannover als chaotisch, aber durchweg friedlich. Von einem Stadionsturm kann daher keine Rede sein.

„Es ist unfassbar, wie sich Hannover 96 und der beauftragte Ordnungsdienst erneut zum Spielball der Polizei gemacht haben, sollten die bisherigen Aussagen der Wahrheit entsprechen. Es ist mittlerweile ein ermüdendes Spiel mit anzusehen, wie sich im Nachgang dann der ‚Schwarze Peter‘ zugeschoben wird und sich die eigentlichen Urheber von der Polizei einen schmalen Fuß machen“ sagt Paula Mundt von der Fanhilfe Hannover.

Nach Beobachtungen und Erkenntnissen der Fanhilfe Hannover gelangten ausschließlich Zuschauer mit Zugangsberechtigung zu den Zuschauerblöcken im Bereich des Westunterrangs. Dabei gilt ein großes Lob den eingesetzten Ordnern des Vereins, die im Rahmen der Ticketkontrolle jederzeit besonnen agierten. Selbst bei phasenweise größerem Zuschaueraufkommen konnten größere Herausforderungen nach Kenntnisnahme der Fanhilfe Hannover durch Hinzuziehung des Fanprojekts Hannover einvernehmlich gelöst werden.

„Auch nach mehrfacher intensiver Videoanalyse müssen wir hier klar festhalten, dass zu keinem Zeitpunkt die Behauptung der Polizei Hannover aus deren Pressemitteilung gestützt werden kann. Im Gegenteil. Der gegen die behördliche Maßnahme geplante Protest seitens der Hannoverschen Fanszene erfolgte komplett autark von den wenigen anwesenden Gästefans. Statt hier bei den Fakten zu bleiben, versucht die Polizei Hannover in ihrer Pressemitteilung den martialischen Aufzug mehrerer Einsatzhundertschaften und zweier Wasserwerfer im Innenraum des Stadions zu legitimieren. Es ist beängstigend und beeindruckend zu gleich, wie hier seitens der Medienvertreter offensichtlich leicht zu prüfende Sachverhalte ungeprüft übernommen werden.“ sagt ein Sprecher der Fanhilfe Hannover.

Die Fanhilfe Hannover appelliert an dieser Stelle an die Pressevertreter, Pressemitteilungen der Polizeien jederzeit unabhängig auf Richtigkeit der Inhalte zu überprüfen. Insbesondere bei innenpolitischen Themen sind die Polizeien keine neutralen Akteure, sondern vertreten zunehmend eigene Sichtweisen zur Legitimierung ihres Handelns.

Die Fanhilfe Hannover ermutigt Hannover 96 an dieser Stelle, sich in naher Zukunft nicht willfährig den Maßnahmen der Polizei und Politik zu unterwerfen. An dieser Stelle muss rechtlich geprüft werden, ob eine Vielzahl der Auflagen recht- und verhältnismäßig sind. Ebenfalls sollte Hannover 96 bei derartigen (Teil-)Ausschlüssen und Ausschankverboten Schadenersatzansprüche gegenüber den aussprechenden Behörden prüfen und ggf. rechtlich geltend machen.

„Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem die Vereine aktiv werden müssen. Auch Amtsträger haben hier aus purem Selbsterhaltungsdrang eigene Interessen. Sei es bei der Polizei oder in der Innenpolitik. Die Vereine investieren horrende Summen in Sicherheits- und Infrastrukturmaßnahmen, sind große Steuerzahler und sollen sich dann diktierten Maßnahmen hingeben, die für jeden Praktiker erwiesenermaßen genau das Gegenteil bewirken. Zum Dank sollen die Vereine dann auch noch die Kosten dafür tragen und auf Einnahmen freiwillig verzichten. Es reicht!“ schließt Paula Mundt ab.

Mittwoch, 5. Februar 2025

Pressemitteilung: Niedersachsenderby - Polizei Hannover ordnet Gästeteilausschluss an. Fanhilfe Hannover erschüttert über polizeiliche Intervention

„Der erneute Teilausschluss von Gästefans beim Niedersachsenderby im März zeigt uns deutlich, dass aus dem Hinspiel nichts gelernt wurde und Daniela Behrens eine weitere Kostensteigerung in Kauf nimmt. Das Spiel im vergangenen Oktober zeigte uns eindrucksvoll wie realitätsferne Entscheidungen in einem erhöhten Arbeitsaufwand für die Polizei resultierten und die Kosten von 800.000 Euro auf 1,22 Millionen Euro gestiegen sind. Trotz dessen kam es zu Ausschreitungen. Eine selbstreflektierte Polizei und Innenministerin hätten spätestens hier ihr eigenes Versagen erkennen und eine 180-Grad-Wendung in ihrer Strategie umsetzen müssen. Auch mit Blick auf das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Umlage der Polizeikosten auf die Vereine bei Hochrisikospielen, ahnen wir in Zukunft Böses. Hier kündigte Frau Behrens bereits an, eine entsprechende Rechtsgrundlage schaffen zu wollen, um die von ihr verursachten und absurd hohen Kosten wieder einzutreiben. Wir fragen uns, wo diese Geister-Debatte enden soll. Die reine Faktenlage lässt die von Frau Behrens getriebene und von Hysterie geprägte Diskussion eigentlich gar nicht zu. Fussballspiele sind sicher und kein Testfeld für staatliche Aufrüstung. Ein weitsichtiges, lösungsorientiertes Handeln erkennen wir bei Frau Behrens zudem ebenfalls nicht. Vermeintlich einfache Lösungen bringen erwiesenermaßen keine Verbesserungen, sondern fördern eine total unnötige Eskalation der Lage. Wir fordern eine Exit-Strategie, die gemeinsam mit den Fanprojekten und Fanbeauftragten der Vereine entwickelt wird, die auch die Interessen der Fans abdeckt.“, sagt die Sprecherin von der Fanhilfe Hannover Paula Mundt.

Nach fast 13 Jahren erfolgt erstmals wieder im deutschen Profifußball ein Fanausschluss durch die Exekutive. Hier sieht die Fanhilfe Hannover einen Tabubruch und einen weiteren Angriff auf die deutsche Fankultur. Nicht nur der letzte Gästeausschluss aus dem Hinspiel, sondern auch der letzte polizeilich verfügte Gästeausschluss beim Spiel zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock im Jahr 2012 oder ähnliche Ausschlüsse in der Schweiz oder den Niederlanden zeigten bereits, dass eine solche Praxis einen Mehraufwand für die Polizei bedeutet. Im Endeffekt gleicht die Anordnung einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Polizei, um mit erhöhten Arbeitsstunden und Materialeinsatz wieder mehr Steuergelder aus dem Haushalt abzugreifen oder zukünftig auch die erwirtschafteten Einnahmen von den Vereinen selbst. „Wir sind gespannt, ob diese Praxis zukünftig auf dem Maschseefest oder dem Schützenfest Anwendung findet. Fußballfans sind es leid die Mutter alles Bösen zu sein, obwohl die Polizeipräsenz bei anderen gesellschaftlichen Zusammenkünften ebenfalls steigt.“, so Mundt weiter. 

Die Fanhilfe Hannover sieht Hannover 96 gut gewappnet für ein Spiel unter Vollauslastung. Die Stadion GmbH investierte zuletzt rund 500.000 Euro in Sicherheitsmaßnahmen, um einen Gästeteilausschluss zu verhindern. Dieses hatte Hannover 96 nach Erkenntnissen der Fanhilfe Hannover im Anhörungsprozess auch glaubhaft gegenüber der Polizeidirektion Hannover vermitteln können und auf eine Vollauslastung ohne Zuschauer(teil)auschluss plädiert. Unter den unnötigen Maßnahmen leiden alle 96-Fans bereits mehr als genug. Durch weitere Zäune wurde die Bewegungsfreiheit aller Stadiongänger eingeschränkt und durch mehr Videoüberwachung steht mittlerweile jede Fliege im Niedersachsenstadion unter Beobachtung. Dazu wurden die Gelder zum Teil aus dem DFB-Strafenkatalog generiert. „Der DFB stellt seinen Vereinen hohe Beträge aus dem Strafenkatalog zur Verfügung  und die umgesetzten Maßnahmen, teilweise in Millionenhöhe, sind der Politik immer noch nicht genug. Dieses kann nur zu einer Debatte um die Sinnhaftigkeit des Strafenkatalogs führen. Im Endeffekt zahlen die Vereine derzeit Strafen, Steuern und investieren in die Sicherheit - mit dem Ergebnis, dass es kein Würdigung seitens der Politik erfährt.“, so führt die Sprecherin der Fanhilfe aus.

Die Fanhilfe Hannover fordert abschließend die beteiligten Vereine sowie die DFL als Veranstalterin auf, sich rechtlich gegen die polizeilichen Maßnahmen zu wehren. Gerne stehen wir hierzu mit Rat und Tat zur Seite.