Am gestrigen Morgen fanden bei neun Personen, die angeblich der Gruppe
„Rising Boys Hannover“ zugehörig sein sollen, Hausdurchsuchungen statt.
Nach Aussage eines Presseprechers der Polizei Hannover sei man auf die Spur
der Betroffenen gekommen, da sie beim Heimspiel gegen Nürnberg im
Frühjahr 2017 ein Banner mit Gruppenaufschrift gezeigt haben sollen.
Hiernach sei davon auszugehen, dass all diese Personen der Gruppe „RBH“
zuzuordnen und entsprechend an Sachbeschädigungen und weiteren
graffitibezogenen Straftaten (unter anderem Taten, die in einem Video
zum zehnjährigen Jubiläum der Gruppe zu sehen sein sollen) beteiligt
seien.
Nach gesicherten Informationen der Fanhilfe gehört ein Großteil der Betroffenen jedoch nicht zur Gruppe „RBH“.
Mit massivem Polizeiaufgebot, angeblich wegen der Gewaltbereitschaft der
Betroffenen, wurden die Durchsuchungen unter teils rechtswidrigen
Bedingungen durchgeführt. So wurde eine Haustür mittels Rammbock
zerstört, obwohl ein Schlüsseldienst die Tür hätte öffnen können. Das
Eigentum eines Mitbewohners wurde trotz deutlicher Zuordbarkeit und
trotz fehlenden entsprechenden Beschlusses beschlagnahmt. Der
übernachtende Besuch eines Betroffenen wurde während der Durchsuchung
auf einem Bett gefesselt.
Augenzeugenberichten und der entsprechenden Presseberichterstattung war
zu entnehmen, dass teilweise ganze Straßen durch eine BFE
(Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit) gesperrt worden waren.
„Angesichts dessen, dass gegen die Betroffenen nach offiziellen Angaben
wegen Sachbeschädigung und Landfriedensbruchs ermittelt wird, halten wir
diese Maßnahmen und vor allem das massive Auftreten der Polizei für
grob unverhältnismäßig. Es muss die Frage gestellt werden, aufgrund
welcher niedrigschwelliger Verdachtsmomente ein Richter Durchsuchungen
unter diesen Umständen genehmigt.“, so ein Sprecher der Fanhilfe.
Zudem kritisiert die Fanhilfe, dass offensichtlich schon im Voraus der
Durchsuchungen die Presse entsprechend informiert wurde, so dass diese
schon bei Durchsuchungsbeginn vor Ort war. Unter anderem in der „Neuen
Presse“ findet sich zudem eine entsprechende Fotoserie, die unter
reißerischer Aufmachung heimliche Aufnahmen durch ein gekipptes Fenster
in das Wohnungsinnere eines Betroffenen enthält. Zudem werden die
Betroffenen, obgleich gegen sie nicht wegen Gewaltdelikten ermittelt
wird, als „Hooligans“ bezeichnet. Die Betroffenen haben bereits
entsprechende Beschwerde beim Presserat eingereicht und werden
zivilrechtlich gegen diese Grundrechtsverletzungen vorgehen.
Bei den Durchsuchungen wurde außerdem nicht tatbezogenes Material in
Form von Zaun- und Schwenkfahnen verschiedener Gruppen beschlagnahmt.
Die Fanhilfe beurteilt den Beweiswert dieser Funde als gering und wird
mit den Betroffenen gemeinsam gegen die Beschlagnahme vorgehen.
„Insgesamt lässt sich die Zielrichtung der Durchsuchungen anhand ihrer
fadenscheinigen Begründungen ganz klar feststellen: hier geht es um
Stigmatisierung, Zufallsfunde und das Erlangen von
Strukturerkenntnissen. Auch der nahende Wahlkampf, so wie der von
Innenminister Pistorius angekündigte 'Fußballgipfel' sollten bei der
Beurteilung dieser Maßnahmen nicht aus den Augen verloren werden.“, so
ein Sprecher der Fanhilfe weiter.
Alle Betroffenen werden durch die Fanhilfe und einen Anwalt betreut und werden entsprechende rechtliche Schritte einleiten.